Wie soll mal Eure Beerdigung aussehen?
Habt Ihr Euch darüber Gedanken gemacht? Mit jemandem darüber gesprochen? Es aufgeschrieben? Wenn nicht, wird es Zeit.
Denn sonst könnte es eine stinknormale Trauerfeier werden, mit Menschen in Schwarz, einem Standard-Ablauf, der wenig mit der Persönlichkeit des Verstorbenen zu tun hat und einem Leichenschmaus mit trockenem Streuselkuchen und Filterkaffee mit Kondensmilch. Schreckliche Vorstellung, oder?
Nana und Luise hatten da vorgesorgt. Vielleicht liegt es daran, dass sie sich so jung mit diesem Thema auseinander setzen mussten.
Nana starb mit 21. Sie wünschte sich ein Blumenmeer in Pink zu einem schwarzen Lacksarg, „Sleeping Sun“ von Nightwish und die Rede der Ärztin, die sie als Freundin eng begleitete.
Luise, 26, verfügte, dass nur die in Schwarz kommen dürften, die diese Farbe auch sonst immer tragen. Klar, dass ihre Punk-Freunde diese Ausnahme in Anspruch nahmen, der Rest jedoch kleidete sich hell und bunt.
Ein Fest des Lebens hatte sich Luise zum Abschied gewünscht und ihre Familie hat es ihr geschenkt. Mit einem Gedenken in der Trauerhalle voller persönlicher Erinnerungen, darunter Fotos aus Kinderzeiten, einige aus ihrem prallen Leben vor der Erkrankung und Momentaufnahmen der vielen intensiven Begegnungen danach, als sie sich „Chemoelefant aka Klopsi gegen den Krebs“ nannte und Menschen mitten ins Herz traf. Ein Pfarrer, der sich an seinem freien Tag einmal frei von seiner Profession nahm, zeichnete als Trauerredner mit rotem T-Shirt und bunten Shorts Luises biografischen Weg.
Die Musik dazu kam live von The Incs, die eine enge Beziehung zu Luise verband. Sie spielten dann auch an Luises Grab. Ein Lied, das gerade erst erschienen ist und passte, als wäre es für Luise geschrieben worden:
Das Leben ist schön – Sarah ConnOr
„Wenn der Tag gekommen ist und ich meine Augen schließe
Und mich mein Löwenmut verlässt,
Wenn der Tag gekommen ist und ich mit dem Wasser fließe
Hoffe ich, dass ihr mich nicht vergesst
Ich will keine Trauerreden, ich will keine Tränen sehen
Kein Chor, der Halleluja singt
Ich will, dass ihr feiert, ich will, dass ihr tanzt
Mit ´nem Lächeln im Blick und ´nem Drink in der Hand
N´ Heisslauftballon, auf dem riesengroß steht
Das Leben ist schön, auch wenn es vergeht
Und wenn ihr schon weint, dann bitte vor Glück dann bin ich da oben….
– und sing mit euch mit….und ich sing mit euch mit
Sucht die schönsten Kleider raus und kommt in den hellsten Farben
Wie tausend Lichter in der Nacht
Jeden einzelnen von euch, werd‘ ich immer bei mir tragen
Auch wenn ich euch irgendwann verlass
Ich will keine Trauerreden, Ich will keine Tränen sehen
Kein Chor, der Halleluja singt
Ich will, dass ihr feiert, ich will, dass ihr tanzt
Mit ´nem Lächeln im Blick und ´nem Drink in der Hand
N´ Heisslauftballon, auf dem riesengroß steht
Das Leben ist schön, auch wenn es vergeht
Und wenn ihr schon weint, dann bitte vor Glück
Dann bin ich da oben…. – und ich sing mit euch mit….und sing mit euch mit“
Eigentlich ist das Lied eine ganz große Gemeinheit.
Denn jedes Mal, wenn es heißt „Ich will keine Tränen sehen“, muss man erst recht heulen.
Und so haben vermutlich alle geweint, als Franziska, die Sängerin von The Incs, in ihrem blauen Sommerkleid und mit einem silbernen Elefanten- Luftballon in der Hand neben dem offenen Grab stand und die Größe hatte, dieses Lied zu singen. Es tat so gut, den Tränen freien Lauf zu lassen, sich nicht zusammen nehmen zu müssen, sondern in der Gemeinschaft aller seinem Schmerz Ausdruck verleihen zu dürfen, dass Luise nie wieder eine ihrer kleinen Nachrichten schreiben, kein Grimassenbild mehr posten würde. Und dass man sie nie wieder in den Arm werde nehmen können.
Erst Trauer – dann Lebensfeier
Als die Gäste vom Friedhof weiterzogen in den Palmengarten in Leipzig, wirkten sie nicht wie eine Trauergemeinde, sondern ähnelten eher einer Geburtstagsgesellschaft. Bunt, aufgekratzt, mit Picknickdecken unterm Arm und Getränkekästen in der Hand.
Ein Grill wurde aufgestellt, die Gäste packten Salate, Kuchen und Obst auf einen großen Tisch und als die Bratwurst fertig war, schmeckte alles zusammen mit dem Bier wie ein First Class Menü. Es schmeckte nach Leben und Liebe. Es war die verdammt beste Grillwurst, die man auf diesem Planeten bekommen kann.
The Incs holten ihre Instrumente heraus und spielten erneut. Es trafen sich Grüppchen zu Gesprächen über Luise und wie sehr ihr dieses Fest gefallen würde. Es wurde viel gelacht, man hielt Drinks in der Hand und später ließen ihre Freunde bunte Ballons mit Kärtchen mit aufgedrucktem Elefanten und Grüßen an Luise in den blauen Himmel über Leipzig steigen.
Schließlich spielten The Incs erneut das Lied „Das Leben ist schön“, das die Feier dieses Tages so perfekt in Worte fasste. Und als diesmal in einigen Augen Tränen glitzerten, weinte mancher sicher vor Glück, dass er Luise kennenlernen durfte.
Mehr über Luise auf dem Blog Chemoelefant niemals in Vergessenheit geraten zu ihrem Gedenken.
Hier noch ein kleiner Videoeinblick von ihrem Onkel Jürgen in Luises Feier auf Facebook.
Hallo Doro, hier ist Luises Papa. Heute ist wieder der berüchtigte Freitag. Es fällt mir immer noch so schwer zu glauben, dass unser Klopsi nicht mehr da ist. Beate und ich haben gestern lange an ihrem Grab gesessen.Und ich bin so froh, dass es solche guten Menschen wie Dich und Barbara gibt.
DANKE,DANKE, dass ihr meiner lieben Tochter so eine schöne Zeit bescheren konntet. Das werde ich Euch nie vergessen.
Liebe Grüße
Frank
Ich finde so schön, dass immer wieder und auf so vielfältige Weise, an Luise und Nana erinnert wird. Ich glaube, das ist genau in deren Sinne. Ich habe das Buch über Nana „Der Tod trägt pink “ und den „Reisebegleiter für den letzten Weg“ gelesen und war sehr beeindruckt, wie die beiden jungen Frauen mit ihrem Schicksal umgingen. Der Tod machte die Beiden nicht zu Verlierern, nein viel mehr haben sie über den Krebs gesiegt. Nana und Luise haben nämlich das Leben gefeiert, sich mit dem Tod auseinander gesetzt, so dass dieser viel von seinem Schrecken verlor. Nana kannte ich nur aus dem Buch, dass ihre Mutter, Barbara Stäcker so liebevoll und empathisch geschrieben hat. Nana war eine starke Persönlichkeit, sie wusste ihre Lebenszeit ist begrenzt, doch anstatt in Trauer zu erstarren, packte sie viel Ideen in Form von Fotografien in ihr Leben. Nana lebte diese Zeit bewusst und wollte ein Vermächtnis hinterlassen. Sie wollte, dass alle Frauen die an Krebs erkrankt sind, sich trotzdem schön finden können. Dieses Vermächtnis, führt Nana’s Mutter Barbara weiter in Form von: „Recover your smile“. Frauen die an Krebs erkrankt sind können sich professionell schminken lassen verschiedene Perücken ausprobieren und sich dann fotografieren lassen. Einen Tag die Erkrankung vergessen, sich schön fühlen und Fotos davon zu haben, das ist der Gedanke dahinter. So hat Nana etwas hinterlassen, wo man sich immer und immer wieder an sie erinnert.
Luise habe ich leider nie persönlich getroffen, ich war lange Zeit stille Mitleserin von ihrem Blog „Chemoelefant aka Klopsi gegen den Krebs“. Ca. 4 Monate vor ihrem Tod, habe ich angefangen auf ihrer Seite den einen oder anderen Kommentar zu hinterlassen. Ein paar Wochen später habe ich ihr dann mal eine Privatnachricht in ihrem Postfach zu hinterlassen. Luise antworte und so ergab sich ein reger Nachrichtenaustausch per Privatnachricht. Ich habe Luise ganz schnell in mei Herz geschlossen, diese leicht „verrückte“ , bezaubernde, empathische und herzliche junge Frau deren Motto „lebe, liebe, lache“ war, hat mich tief beeindruckt. Durch ihre besondere Art, habe ich ein paar Dinge aus einem anderen Blickwinkel gesehen. Habe einiges hinterfragt und mir auch Gedanken über meinen Tod gemacht. Ich habe ein paar Dinge dazu aufgeschrieben und mit meinem Partner darüber gesprochen wie mein letzter Weg sein soll. Das bedeutet nicht, dass ich düstere Gedanken habe, sondern einfach nur das eine paar wichtige Dinge geredet und ausgesprochen sind. Denn dann kann man sich voll und ganz darauf konzentrieren, dass das Leben schön ist, auch wenn es vergeht……
Luise lebt in so vielen Herzen weiter, man erinnert sich gern mit einem Lächeln auf den Lippen an sie. Luise’s Grimassen, ihre Videos, ihr Humor und ihre ehrlich und offene Art, haben sie liebenswert und unvergesslich gemacht.Man spürt auch jetzt noch 1 Jahr nach ihrem Tod, dass Luise mitten unter uns ist…. Man redet und schreibt gern über sie, man lächelt oder lacht über viele lustige Grimassen oder Videos von ihr….
Luise und Nana sind uns zwar vorausgegangen, aber ihre Seelen, ihre Spiritualität, sind mitten unter uns. Sie leben weiter in unseren Herzen weil wir uns gern, fröhlich, emotional und liebevoll erinnern. Ich denke jeder der Nana und oder Luise kennenlernen durfte, kann stolz und glücklich sein…..
In diesem Sinne: „Das Leben ist schön, auch wenn es vergeht“.